Führung

Dekorative und volkstümliche Künste

Preis
  • Frei

Kultur-Häppchen für die Mittagspause

Wie wäre es zur Abwechslung mit einer Mittagspause im Museum statt in der Kantine? Wünscht ihr euch mehr Kulturgenuss, habt aber wenig Zeit? Dann sind unsere kompakten Mittagsführungen genau das Richtige.

In 20 Minuten wird hier im Monatsrhythmus ein ausgewähltes Kunstwerk oder Objekt aus der Sammlung schmackhaft präsentiert. Im Anschluss zur Führung bietet euch der Gëlle Klack zudem 10% Rabatt auf euer Mittagsessen.

 

Ein Art-Déco-Stuhl aus den Zwanzigern im zweiten Weltkrieg

Der Stuhl ist ein herausragendes Beispiel für Möbel im Art déco-Stil in Luxemburg. Er hat einen hexagonalen Rücken, der mit einem braunen Stoffbezug mit großem Blumenmuster verziert ist. Das gleiche Blumenmuster, ein sehr typisches Art déco-Muster, wurde auch auf der Sitzfläche angebracht. Die Vorderbeine sind im oberen Teil rechteckig und im unteren Teil rund und verjüngen sich nach unten. 

Was jedoch diesen Stuhl besonders interessant macht, ist dessen früherer Verwendungsort, das heute verschwundene „Palace Hotel“ in Bad Mondorf. 

Das 1926 eröffnete, für die Zeit sehr große und modern gestaltete Hotel hatte 120 Zimmer auf vier Stockwerken und war vollständig im Art déco-Stil erbaut und eingerichtet. Das Hotel traf somit natürlich den Zahn der Zeit und sollte eigentlich viele neue, gut betuchte Touristen nach Bad Mondorf und ins Thermalbad locken. 

Doch nach einem starken Auftakt erlebte die Hotelanlage eine unerwartete Wendung.

Zwischen Mai und August 1945 kamen keine Touristen in das Hotel, sondern es wurden dort hochrangige deutsche Kriegsgefangene, wie zum Beispiel Hermann Göring oder Alfred Rosenberg interniert. Diese wurden hier von den US-Amerikanern befragt, in der Hoffnung, wichtige Informationen über die Organisationsstrukturen der Nazis zu sammeln. Diese Verhöre dienten der Vorbereitung der Nürnberger Prozesse. Die von den amerikanischen Truppen intern Camp Ashcan genannte Anlage, bekam durch die Beherbergung der Kriegsgefangenen eine ganz neue Bestimmung und konnte danach nicht mehr als Hotel genutzt werden. 

Über die Identität der Personen, die möglicherweise auf diesen Stühlen Platz genommen haben, liegen uns keine exakten Informationen vor. Nur die Tatsache, dass die Stühle in den zu Zellen umfunktionierten Hotelzimmern standen, lässt sich anhand von Fotografien belegen.

 Die Stühle allerdings sind Zeugnisse der bewegten Vergangenheit von Bad Mondorf und sind einige der letzten Überreste des „Palace Hôtel“, welches 1988 dem neuen Thermalbad weichen musste. 

Objekt des Monats:

Wohnzimmerstuhl
Art Deco
Aus dem Palace Hotel in Mondorf
1920-1939
Eiche, Stoff